Alle Jahre wieder, Muheza 08/2024
Home sweet Home
Wie schon in meinem Reisebericht von 2023 erwähnt, ist die Reiseprozedur eigentlich immer ähnlich: Interkontinentalflug mit anschließender Busfahrt in den Nord-Osten Tansanias (Tanga Region), vorbei am Nationalpark Saadani, an dessen Südrand (nördlicher Stadtrand von Dar Es Salaam) Bagamoyo – eine ehemalige Hafenanlage zurück gehend auf die Deutsche Kolonialzeit – liegt. Tansania ist übersät mit Nationalparks, die teils wirklich sehenswert sind; Serengeti ist wohl der bekannteste. Für die, die es nicht wussten: Der höchste Berg Afrikas liegt in Tansania; wer kennt den Namen dieses Berges?
Nun, diesmal aber gab es bei der Hinreise ein spezielles Arrangement. Das betraf in erster Linie meine Arbeitszeit bzw. Urlaubszeit (Diensttausch mit einer Kollegin). Ich war froh, denn so konnte es heuer ein paar Tage früher losgehen. Die Reise selbst, also: was all die Strapazen bzgl. eines nicht angekommenen Koffers usw. betrifft, lass‘ ich jetzt lieber beiseite. Jedenfalls, wenn die Reisepläne mal durcheinandergebracht werden, ist es gut eine Schwester (Emily) zu haben, die in Dar Es Salaam daheim ist und die immer eine offene Tür für mich hat. Außerdem gab es da noch jemanden, der mir nach Tansania gefolgt ist – Waltraud. Sie war zwar nicht im gleichen Flieger, traf dann aber ein paar Tage später ein.
Waltraud, Fußballtrainerin beim Grazer Ries-Kainbach Fußballverein und Sportpädagogin bei uns im Leonhard Kindergarten, schlug vor, doch Kinder-Fußballausrüstung und andere Sportbehelfe zum Kiga in Tansania zu bringen. Da auch sie einen Tansaniaurlaub mit ihrer Familie gebucht hatte, war das problemlos möglich, denn das nötige Koffervolumen war gegeben. Treffpunkt war Kilimanjaro Airport, wo Michael, mein Bruder, Waltraud traf und die Sachen direkt in Empfang nahm. Kinder-Fußballtore hatte Tihamwe erst wenige Tage zuvor herrichten lassen. Unglaublich zu sehen, wie die Kinder sich dann aber voller Freude und Aufregung ins Spiel stürzten. Noch jetzt, wann immer der wöchentliche (freitags) Sporttag kommt, ist die Option Fußball immer ganz oben auf der Wunschliste, egal ob Mädchen oder Buben. Kurze Ergänzung: Ein weiteres Outdoor-Spiel, nämlich eine Rutsche (zwei Rutschen nebeneinander), ist jetzt (Oktober 2024) ebenfalls installiert (siehe „Fotos“).
Bevor ich weitererzähle, möchte ich im Besonderen von meiner Schwester Vicky berichten, die mittels teach-yourself die Schneiderei erlernt hat. Das Nähen der Tansanischen Vitenge Stofftaschen (speziell bedruckter Baumwollstoff) hat Priorität, erstens, weil die Taschen als ein gutes Werbematerial bei Veranstaltungen in Österreich dienen (Suppensonntag usw.), und zweitens Vicky mehrere Wochen mit dieser Arbeit beschäftigt ist; wir sprechen hier von ca. 300 Taschen. Deshalb mussten meine Schwester und ich direkt zu Beginn die nötigen Einkäufe auf den lokalen Märkten machen, sodass sie mit dem Nähen gleich durchstarten konnte.Inzwischen habe ich in Muheza da so meine Geschäft, die ich dafür immer ansteuere. Eigentlich ist das Angebot von Waren in Muehza sehr vielfältig, weil Muheza eine Art Zwischenstation darstellt, die die Küste (Tanga) mit dem Hinterland (Usambara Berge) verbindet.
Manchmal passieren im Leben die Dinge so zwischen Tür und Angel. Als wir von meiner anstehenden Reise sprachen, stellte meine Kollegin Yvonne eine einfache, aber wichtige Frage: Wodurch könnte ich den Tihamwe Kindern eine Freude bereiten? Nach kurzer Überlegung war mir klar: Wie wäre es, den kids eine deftige Mahlzeit zu kochen – einfach so? An einem Tag – wir überlegten laut – können wir die Kinder Mal verwöhnen und ein Essen bereiten, wo sie nach Herzenslust zugreifen können. In Muheza angekommen hatte ich also diese Aktion vor Augen, als wir den ortsbekannten Mr. Twaha, Laien-Meisterkoch, ansprachen, mittels Drei-Steine-cooking-Style, Pilau (Reis-Fleisch Gericht) auf den „Tisch“ zu zaubern; das Gemüse und Obst, sowie Soda dazu nicht zu vergessen.
Mein Bericht von 2023 hatte schon vom dritten Gruppenraum gesprochen. Nun aber stand ich vor dem fertigen Ergebnis und staunte nicht schlecht, wie gut das dritte Gebäude, d. h.: 3. Gruppenraum plus angehängter Ruheraum, gelungen ist (siehe „Fotos“). Die Räumlichkeiten sind hell, bieten viel Platz und sind, ihrer Aufgabe entsprechend, funktionell gut. Die offene Terrasse bietet Raum für verschiedenste Aktivitäten, und wird von den Pädagogen gezielt für (Lehr)Einheiten verwendet, denn man sitzt dort schön schattig und der Boden kann ggf. mit Matten zum Sitzen ausgelegt werden. Der Ruheraum ist tatsächlich ein Ort der Ruhe; die Kinder wissen schon: dort ist ein Rückzugsort, auch wenn der Schlafbedarf nicht immer sofort spürbar ist und es unterm Strich tatsächlich eher die Kleinen sind, die diesen Bedarf zeigen. Abzuwarten bleibt, wie sich die Situation bezüglich Ruhezeit ändern wird. D. h.: Bereits jetzt überlegen wir und planen, ab Juni 2024 die Kindergartenzeit bis auf 15:00h am Nachmittag auszuweiten. Das wird die Einführung einer vollem Mahlzeit mit sich bringen; mit vollem Bauch schläft sichs gut, oder?
Es liegt auf der Hand, dass wir aufgrund der räumlichen Erweiterung – Baby-Class – von der Anzahl der Pädagogen her aufstocken mussten. Auch diesmal konnten wir vom Masai College in Tanga eine Pädagogin bekommen, die zwischenzeitlich in Zanzibar gearbeitet hatte. Ihr Name ist Winifrida und wir sind angetan, wie es ihr gelingt, auf die kleineren Kinder einzugehen. In der babyclass sind im Vergleich zu den anderen zwei Gruppen weniger Kinder. Das ist gut so, denn momentan hat Tihamwe noch eine gewisse Lernkurve, auf Kinder im Alter von knapp 3 Jahren zuzugehen. Es ist schön zu sehen, dass Wini sich oft vor den Kindern auf Augenhöhe begibt, sodass ein Miteinander entsteht und jedes als eigene Persönlichkeit wahrgenommen wird. Die Kinder spüren diese Zuneigung, die für dieses Alter so wichtig ist. Jedes Kind hat sein Tempo…
Unglaublich, aber wahr – die Welt ist klein. Zurück aus Tansania habe ich hier, sozusagen um die Ecke, jemanden kennengelernt, der eigentlich schon mehr als 2 Jahre in Österreich ist. Die Rede ist von Kaplan Richard Kimbwi, Priester und Techniker, der in Tanga das Radio Huruma (Radio Barmherzigkeit) betreut. Interessant also ist, dass er Tansanier ist und dann noch genau, wie ich ja auch, aus der Region Tanga stammt. Anfang November ist er nach Tansania gereist, um einige Dinge zu erledigen. Wir hatten zuvor ausgemacht, dass er sich einen halben Tag Zeit nimmt, um den Tihamwe Kindergarten zu besuchen. Michael und Richard haben ausführlich reden können, und wir hoffen, dass das nicht das letzte Mal war. Es möge sich fügen, dass über das erste Kennenlernen hinaus Tihamwe und Radio Huruma zusammenfinden. Vieles ist denkbar…
Danke, dass ich ein wenig von meiner Heimatreise mit euch teilen durfte.
Denkt an uns, denn: Tihamwe – wir stehen zusammen, um Kindern Zukunft zu ermöglichen. Bildung für Kinder in Tansania ist nicht selbstverständlich.